Digitale Mine: talpasolutions fördert und übersetzt Maschinendaten

„Daten sammeln ist erst einmal recht einfach – sie zu interpretieren und damit betriebswirtschaftlich nutzbar zu machen erfordert hingegen fachliches Know-How“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Kowitz das, was talpasolutions derzeit zu einem spannenden neuen Unternehmen macht. „Industrie 4.0 und Digitalisierung sind in aller Munde. Aber oft fehlt eine sinnhafte Nutzung der gesammelten Daten. Dafür braucht es einen Übersetzter. Und da kommen wir ins Spiel.“

Gemeinsam mit zwei weiteren Ingenieuren für Bergbau und Software und dem Betriebswirtschaftler Philipp Lorenz gründete er 2016 das Unternehmen. Die Geschäftsidee ist so einfach wie innovativ zugleich: Maschinendaten werden gesammelt, ausgewertet und aufbereitet, so dass die Betreiber von Bergwerken ihre Arbeitsprozesse optimieren können. Dabei steckt hinter der knappen Erklärung ein hochkomplexes Unternehmen, das zahlreiche Herausforderungen birgt: Ein Datenanalyst kann zwar die ausgelesenen Daten interpretieren und anschaulich darstellen, aber eben nicht auf den Betrieb im Bergbau interpretieren und daraus Handlungsempfehlungen formulieren. Dazu braucht es das „Domain Know-How“, also jemanden, der die Abläufe im Bergwerk genau kennt. Damit die Daten vor Ort vom Bergmann dann auch genutzt werden, müssen sie wiederum anschaulich und praktisch dargestellt werden, und hierfür wird eine geeignete Plattform benötigt. Die Expertise von Gründern und Mitarbeitern kann diese Übersetzungsarbeit von Rohdaten leisten.

Bisher wurden Maschinendaten teilweise händisch mit der Stoppuhr gesammelt oder schlichtweg gar nicht genutzt – obwohl die Fahrzeuge die Daten erheben. „Mit unserer Methode werden die Daten aus dem Fahrzeug kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum abgerufen“, so Kowitz. Die Analysten können die Daten dann übersetzen und nutzbar machen. „Unsere Lösung bietet der Bergwerksleitung ein System an, die Effizienz eines millionenschweren Fuhrparks mit einem Blick zu kontrollieren oder die Arbeit in kilometerlangen Minen unter Tage auszuwerten, ohne dafür einen einzigen Schritt machen zu müssen. Das Potenzial, was dahinter steckt, ist gewaltig: Fahrzeiten können optimiert, Strecken effektiver gefahren oder Umwelteinflüsse und Fördermengen tagesgenau angepasst werden.“ Denn gerade im Bergbau, in dem Mensch, Natur und Umwelt zusammenspielen müssen, verändern sich die Voraussetzungen täglich. Können ein paar Cent pro geförderte Tonne gespart werden, summiert sich das bei mehreren Millionen Tonnen Fördermenge pro Jahr beachtlich.

Dabei meinen die Gründer von talpasolutions nicht nur den Kohleabbau, wenn sie von Bergbau sprechen: „Alles um uns herum muss von irgendwo kommen – ob Gestein für Straßen und Häuser oder die Rohstoffe für Smartphones und die Batterien für E-Autos, “ so Philipp Lorenz. „Das wird auch in Zukunft so sein.“ Und auch in der Industrie gebe es vergleichbare Situationen, auf die die Technologien des Startups übertragen werden könnten.

Die jungen Unternehmer müssen trotz guter Netzwerke und Vertrauensbeweisen wie eine Investition vom Gründerfonds Ruhr in Höhe von 1,5 Millionen Euro viel Überzeugungsarbeit leisten. Der Bergbau sei eine traditionsreiche Branche. Besonders neue, digitale Lösungen würden genauestens unter die Lupe genommen. Dennoch führe auch hier kein Weg an der Optimierung von Abläufen und Ressourcen vorbei, die sich alle in der Bilanz niederschlagen. Auch „hippes Unternehmertum“ komme in der Branche nicht so gut an: „Wir legen Wert auf eine seriöse Unternehmenskultur – auch wenn wir laut Definition ein typisches Startup sind. Schließlich tragen wir eine große Verantwortung, wenn wir mit den sensiblen Daten unserer Kunden arbeiten“, so Lorenz. „Dass wir aus dem Ruhrgebiet kommen und dann auch noch in einer ehemaligen Zeche unseren Firmensitz haben, kann schon einmal eine Tür öffnen – und es hilft beim Recruiting neuer Mitarbeiter.“

Die momentan elf Mitarbeiter sind seit Juni im Triple Z, und benötigen in den nächsten Monaten bereits wieder mehr Platz. „Wir sind sehr gerne hier. Das Triple Z ist sehr flexibel, bietet uns ein gutes Netzwerk mit kurzen Wegen und geht bei den Mietkonditionen auf die Bedürfnisse junger Unternehmen ein, die sich gerade etablieren“, so Sebastian Kowitz. „Wir kommen aus dem Ruhrgebiet und wollen auch hier bleiben.“

talpasolutions GmbH