#Startuptips Folge 8: Mit langem Atem zur eigenen Software-Firma

Die gute Nachricht vorweg: Für die eigene Software-Firma reichen erstmal Laptop und Internet. Dafür ist jedoch in der Regel sehr viel Ausdauer gefragt, sagt Triple Z-Unternehmerin Liane Hampe, die ihre xmera Solutions GmbH im Jahr 2021 gründete. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie bereits mehr als 3 Jahre an der Entwicklung ihrer Open Source-Software, die mittelständischen Unternehmen das Informationssicherheitsmanagement erleichtert.

Lange Entwicklungszeiten schrecken Gründerinnen und Gründer in Deutschland offenbar nicht ab: Rund ein Drittel aller Neugründungen waren im Jahr 2021 Software-Unternehmen. Damit kommen die meisten deutschen Startups aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Mit langem Atem zur eigenen Software-Firma – Fragen an Liane Hampe:

Eine Software-Firma gründen: Was sind die ersten Schritte?

Liane Hampe: „Wie in jeder anderen Branche muss eine gute Geschäftsidee her. Welches Problem kann ich mit meiner Software lösen oder wo gibt es vielleicht Lösungen, die noch perfektioniert werden können? Im Bereich der Software-Entwicklung gibt es viele Möglichkeiten, z.B. Apps oder branchenspezifische Lösungen. Wichtig ist, bereits am Anfang zu entscheiden, ob es eine massentaugliche Standardsoftware oder Individualsoftware werden soll. Bei Letzterer entwickle ich als Programmiererin entsprechend den Anforderungen des Unternehmens, das eine maßgeschneiderte Lösung sucht.“

Was sollte man mitbringen, um ein eigenes Software-Startup zu gründen?

Liane Hampe: „Ein Informatik-Studium und Branchenerfahrung sind sehr gute Voraussetzungen für die Gründung. Wer bereits in Unternehmen reingeschnuppert hat, für die eine Software entwickelt werden soll, kennt die Bedürfnisse und Besonderheiten. Aber auch ein Quereinstieg wie in meinem Fall als Mathematikerin mit Programmiererfahrung ist möglich. Wer quer einsteigt, muss allerdings mehr Zeit einplanen.

Ein Laptop und Internet reichen ansonsten tatsächlich für den Anfang aus. Doch schon für das kontinuierliche Testen und die Arbeit im Team braucht man gleich ein gutes Konzept und die entsprechende IT-Infrastruktur. Ist die Software fertig, müssen diese Strukturen direkt erweitert werden, um die Software selbst sowie Updates und Upgrades effizient ausliefern zu können.“

Wie viel Zeit muss für die Entwicklungsphase einkalkuliert werden?

Liane Hampe: „Das hängt sehr davon ab, in welchem Bereich und für welche Zielgruppe programmiert wird. In der Regel mindestens zwei Jahre. Denn eine erfolgreiche Software zu entwickeln, kostet Zeit oder Geld – manchmal beides. Während der Entwicklungsphase geht man in Vorleistung. Je nach Personaleinsatz summieren sich die Entwicklungskosten schnell zu einem sechsstelligen Betrag.

Auch beim Vertrieb der fertigen Software ist Ausdauer gefragt. Denn in Unternehmen dauert es häufig lange vom Erkennen eines Problems bis zur dessen Lösung durch eine Software.“

Sie haben eine Open Source-Software entwickelt – wie kann man damit Geld verdienen?

Liane Hampe: „Der Quellcode meiner Software wird frei zugänglich und auch im Rahmen der Lizenz veränderbar sein. Da für die Nutzung von Open-Source Software keine Lizenzgebühren anfallen, erzielen wir unseren Umsatz mit Serviceleistungen wie Wartung, Support, Schulungen, Beratung und kundenspezifischer Auftragsentwicklung.

Das Konzept ist nicht neu und wird schon seit Jahrzehnten weltweit erfolgreich umgesetzt.“

Wem würden Sie die Gründung eines Software-Unternehmens empfehlen?

Liane Hampe: „Eine Software zu entwickeln, bedeutet lebenslanges Lernen. Denn die Entwicklung ist nie ganz abgeschlossen. Wer nicht bereit ist, mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten und hofft, dass alles so bleibt wie es ist, wird damit keine Freude haben.

Die eigene Software-Firma bedeutet vor allem, Zukunft mitzugestalten. Mit meiner Arbeit verbinde ich deshalb viel Leidenschaft und die Möglichkeit, meinen persönlichen, kleinen Beitrag für eine erfolgreiche und nachhaltige Digitalisierung zu leisten.“