
Natur und Technik gegen Klimawandel: Better Carbon bindet CO2 in Biokohle
Dass der CO2-Ausstoß weltweit viel geringer werden muss, ist allgemein bekannt. Dass das allein nicht reichen wird, um globale Klimaziele zu erreichen, ist weniger verbreitet. „Zusätzlich brauchen wir negative Emissionen“, sagt Dr. Christopher Seibel, Gesellschafter der Better Carbon GmbH. Das Startup arbeitet an Möglichkeiten, um der Atmosphäre CO2 zu entnehmen – und es in nutzbare Materie umzuwandeln. Dieses hehre Ziel verfolgt Better Carbon in Gebäude 8 des Triple Z, das das Team im Spätsommer 2025 bezogen hat.
Biokohle als CO2-Speicher

Logo der Better Carbon GmbH.
Bäume und Pflanzen holen bei der Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft heraus – allerdings geben sie es wieder an die Atmosphäre ab, wenn sie am Ende ihres Lebenszyklus verrotten. „Diesen Vorgang unterbrechen wir“, erklärt Dr. Christopher Seibel. „Pflanzliche Reststoffe werden stattdessen thermisch behandelt. Das kann man sich wie Rösten vorstellen.“ Anders als beim Verrotten oder Verbrennen, wird das in den Pflanzen enthaltene CO2 durch diesen Prozess stabil gebunden und der Atmosphäre dauerhaft entzogen. Heraus kommen kleine Pellets: Pflanzenkohle – oder auch Biokohle genannt.
Die zum Einsatz gebrachte Biomasse, aus der bei der Better Carbon Biokohle entsteht, ist eigentlich Abfall. Die Nutzung von landwirtschaftlichen Lebensmitteln geht in aller Regel damit einher, dass Reststoffe wie Schalen oder Kerne anfallen. Statt diese wie bisher zu verbrennen – wodurch CO2 freigesetzt würde – können sie für Biokohle genutzt werden.

Biokohle (Quelle: Oregon Department of Forestry, Biochar pile, CC BY 2.0).
CO2-neutrale Wärme inklusive
Aktuell plant Better Carbon die Errichtung einer eigenen Anlage zur Herstellung von Biokohle. „Die Anlage wird direkt neben eine Getreide-Firma gebaut, damit die Transportwege der Pflanzenreste kurz sind“, sagt Dr. Christopher Seibel. Die Energie zum Betrieb der Biokohle-Anlage wird aus der Biomasse selbst kommen, da Gase entstehen, die thermisch genutzt werden können. Mehr noch: Es entsteht so viel Wärme, dass die Biokohle-Anlage bis zu 2000 Zwei-Personen-Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen könnte. Im Fall der geplanten Better Carbon-Anlage, wird die überschüssige Wärme ganzjährig in einen industriellen Prozess der Nahrungsmittelherstellung fließen. „Hier sieht man das Potential der lokalen und nachhaltigen Wertschöpfung“, findet der Gesellschafter. „Ein solche Anlage macht direkt vor Ort Sinn, überall wo ohnehin Biomasse anfällt.“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen ergänzt der Essener: „Ideal zum Beispiel auch für eine nicht näher zu benennende örtliche Brauerei mit grün-weißem Schriftzug, die mit den Malzresten Biokohle produzieren und gleichzeitig Energie für die Brauerei erzeugen könnte.“
Bodenverbesserung durch Biokohle
Die Biokohle speichert nicht nur CO2 und erzeugt bei ihrer Herstellung Wärme – sie ist auch vielseitig nutzbar. Eingesetzt in Biogas-Anlagen steigert sie die Effizienz. Während Better Carbon hier noch an der Finanzierung arbeitet, wird ein EU-Projekt zum Einsatz in der Landwirtschaft bereits gefördert. Im Rahmen des Wettbewerbs „Grüne Gründungen.NRW“ überzeugte der „BioUpHub“ der Better Carbon GmbH. „Das ist eine mobile Anlage, die Biokohle mit flüssigen Nährstofflösungen anreichert“, erläutert der neue Triple Z-Unternehmer. „Die dort aufbereitete Biokohle gibt Nährstoffe und Wasser langsamer und kontinuierlich an den Boden ab. So bleibt beides lange dort, wo es gebraucht wird, statt schnell zu versickern.“ Das biete sich zum Beispiel für den Anbau von Wein oder Obst an, generell überall wo feuchter Boden und viel Wasser benötigt werden.
Gründer der Better Carbon GmbH: Daniel Ittner (li.) und Dr. Christopher Seibel.
Standort in ehemaliger Zeche
Aufgrund ihrer Fähigkeit, Kohlenstoffdioxid langfristig zu binden, kann die Herstellung von Biokohle auch zur Erzeugung von CO2-Zertifikaten genutzt werden. Unternehmen können diese Zertifikate kaufen. „Davon machen vor allem die weltweit agierenden Konzerne Gebrauch, zum Beispiel für ihre Nachhaltigkeitsbilanz oder um eigene Werteversprechen zu erfüllen.“ Über CO2-Entfernungszertifikate ist Dr. Christopher Seibel, der Maschinenbau studierte und in der Thermodynamik promovierte, erstmals auf das Thema „Nachhaltige Biomasse“ aufmerksam geworden. Im Jahr 2024 wurde die Better Carbon GmbH gemeinsam mit Daniel Ittner gegründet, die mittlerweile aus einem achtköpfigen Team besteht. Der neue Standort im Triple Z passt für den gebürtigen Essener perfekt: „Früher wurde hier fossile Kohle von unten geholt, jetzt holen wir mit nachhaltiger Biokohle CO2 aus der Luft. Das ist gelungener Strukturwandel.“

