Nachhaltigkeit ist in – und Unternehmen, die sich dafür einsetzen, ebenso. Dabei geht es so genannten Impact-Startups oder –Unternehmen nicht zwingend nur um Ökologie. „Im Grunde meint Impact die positive Wirkung, die ein Unternehmen für die Gesellschaft oder die Umwelt erzielt“, erklärt Paula Brandt, Expertin für nachhaltiges Unternehmertum und Autorin von Why I Care. Wie gute Unternehmer großartig werden… und privat im Lot bleiben. Seit 2017 hat die Unternehmensberaterin ihren Sitz im Prüfstand des Triple Z. „Impact-Unternehmer und -Unternehmerinnen übernehmen Verantwortung und stehen für ihre Werte ein. Letztendlich geht es ihnen darum, die Wirtschaft mit starken Visionen neu zu gestalten.“
Dass nachhaltige Geschäftsideen an Bedeutung gewinnen, zeigt sich unter anderem am Impact Investing Markt – also den Investitionen in Impact-Unternehmen. Eine Studie der Uni Heidelberg errechnete im Jahr 2000 ein Investitionsvolumen von mehr als 6 Mrd. € und bemerkte damit ein dynamisches Wachstum des Marktes, der noch vor wenigen Jahren als Randerscheinung galt.
Nachhaltiger Erfolg als Impact-Startup – Fragen an Paula Brandt:
Was macht ein Impact-Unternehmen aus bzw. welche erfolgreichen Beispiele gibt es?
Paula Brandt: „Impact-Unternehmen haben viele Gesichter, und ihre Geschäftsideen sind vielfältig. Dabei muss es der Firma nicht zwingend nur um ökologische Aspekte gehen, sondern auch Nachhaltigkeit in den Bereichen Finanzen oder Soziales zählt. Ein klassisches Beispiel eines Impact-Startups ist der Eishersteller, der veganes Eis aus Bio-Zutaten in plastikfreier Verpackung verkauft. Doch auch ein Currywurst-Unternehmer kann positiven Impact haben, z.B. weil er seinen Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur ermöglicht, sondern sehr leicht macht. So kann ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden auch schon einmal 18 verschiedene Arbeitszeitmodelle haben. Ein Startup mit einer Hautarzt-App, das auch Menschen in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung eine Erstdiagnose ermöglicht, ist ein Beispiel für ein Impact-Unternehmen im gesellschaftlichen und sozialen Bereich.“
Wo liegen die Vorteile, ein nachhaltiges Unternehmen zu gründen?
Paula Brandt: „Ich drücke es mal anders herum aus: Ohne Nachhaltigkeitsstrategie wird es zunehmend schwerer, erfolgreich zu sein. Das fängt schon bei der Finanzierung an. Banken und andere Kreditgeber verlangen immer häufiger Nachweise über die Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Ebenso können Auflagen zum Klimaschutz langfristig zum Kostenfaktor werden, wenn dieser Aspekt nicht schon vor der Gründung mitgedacht wurde.
Ein anderer Nachhaltigkeitsaspekt ist zum Beispiel das Unternehmensklima. Herrscht ein rauer Ton oder fehlt die Familienfreundlichkeit, wird die Suche nach neuen Angestellten irgendwann schwierig. Bietet man hingegen attraktive Arbeitszeitmodelle, wirkt sich das auf die Zufriedenheit im Team aus. Ich kenne Firmen, da reißen sich die Mitarbeitenden alle Beine aus, weil sie einfach aufgrund der guten Arbeitsbedingungen zufrieden und motiviert sind. Die Startup-Unternehmerin, die für alle im Team Weihnachtsplätzchen backt, kann sicher nicht überall der Standard werden – aber ein Vorbild für ein menschenfreundliches und wertschätzendes Klima in der Firma sein. Gerade in inhabergeführten Unternehmen kann das zum echten Erfolgsfaktor werden.“
Nach der Gründung: Wie geht nachhaltiges Wachstum?
Paula Brandt: „Das ist ganz individuell und hängt vor allem davon ab, was die Unternehmerin oder der Unternehmer möchte. Prinzipiell sage ich: Es muss nicht jedes Unternehmen skalieren oder auf das ganz große Firmenwachstum abzielen. Ich rate vor allem Startup-Unternehmern und -Unternehmerinnen, sich bei diesem Thema nicht unter Druck setzen zu lassen. Die sozialen Netzwerke wie Instagram und LinkedIn locken mit Werbeversprechen nach dem Muster „Verdoppele jetzt deinen Umsatz.“ So manchen Firmenchef, der vielleicht mit einem solide wachsenden, lokalen Geschäft unterwegs ist, verunsichert das.
Nachhaltiges Unternehmertum bedeutet, dass das Wachstum immer zur Company und zur Unternehmensleitung passen muss. Standardrezepte helfen da nur begrenzt weiter. Ein gutes Beispiel dafür ist der Familienunternehmer in dritter Generation, dem geraten wurde, nun unbedingt die europäische Marktführerschaft anzustreben. Damit fühlte sich der Inhaber aber gar nicht wohl. Nun konzentriert sich das Unternehmen weiter auf das regionale Geschäft, entwickelt sich langsam und wächst solide – und hat zufriedene Kunden und kaum Fluktuation in der Belegschaft.“
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