46 Schulen, 10 Wochen, 100 Workshops, 4.000 Schülerinnen und Schüler: Von April bis Juli sind Jessica Posenau und ihr Kollege Marcel Knape unterwegs in den Klassenzimmern von Essen, Oberhausen, Mülheim und Bottrop. Als Projektleiter des Instituts für Talententwicklung (IfT) beraten sie in dieser Zeit Schulklassen zur richtigen Berufs- und Studienwahl und die Entscheidung für einen Ausbildungsbetrieb oder eine Hochschule.

Jeder Schüler wird in einer Schulstunde gecoacht und auf Fachmesse für Ausbildung und Studium vocatium vorbereitet. Die Messe für die Region Essen, auf der sich in diesem Jahr 55 Ausbildungsbetriebe und Hochschulen präsentierten, findet jährlich im September auf Zeche Zollverein statt. In vier zwanzigminütigen Einzelgesprächen haben die zukünftigen Absolventen dann die Gelegenheit, sich bei ihren Wunsch-Ausbildungsbetrieben und Hochschulen vorzustellen.

Das Institut für Talententwicklung ist in allen Bundesländern aktiv und versteht sich als Dienstleister für Schulen und Ausbildungsbetriebe, Fach- und Hochschulen, Institutionen, Kammern und Verbände. Das Büro im Triple Z ist verantwortlich für die Städte Essen, Mülheim, Oberhausen und Bottrop und betreut in dieser Region derzeit 46 Schulen. „Das IfT sieht sich als Vermittler, der verschiedene Interessensgruppen zusammenbringt. In erster Linie geht es um die Vorbereitung der Schüler auf die Zeit nach der Schule und die richtige Berufs- und Studienwahl. Aber wir beraten auch Unternehmen, wie sie die richtigen Bewerber für die Ausbildungsplätze finden. Auch Lehrer und Eltern erhalten durch uns Informationen, zum Beispiel zu modernen Bewerbungsverfahren oder neuen Ausbildungsberufen,“ so Jessica Posenau.

Das Interesse an Fachmessen wie vocatium wächst laut Jessica Posenau, denn zunehmend realisieren die Unternehmen, dass sie durch die Teilnahme an einer Fachmesse ihre Zielgruppe besser erreichen können. Sie erkennen den Mehrwert, den das IfT anbietet. Der besteht darin, die Schüler für das Thema Berufswahl zu öffnen, sie zu interessieren und dann gezielt im Unterricht auf die Gespräche vorzubereiten. Auf der Messe finden rund 4.800 terminierte Einzelgespräche statt und die Gesprächsqualität ist durch die vorherige Beratung entsprechend hoch. So haben die Unternehmen die Chance, die Fachkräfte von morgen für sich zu gewinnen.

Auch wenn viele Klassen als Verbund an der Berufsberatung durch das IfT wahrnehmen, ist die Teilnahme an der Fachmesse seitens des IfT frei: „Nur wenn die Schüler realisieren, dass sie in ihre eigene Zukunft investieren und aus eigenem Antrieb an dem Beratungsprogramm teilnehmen, ist es von Erfolg gekrönt.“ Das Beratungsangebot geht dabei auch
über die Messe hinaus und wird in weiteren Veranstaltungsformaten ergänzt und vertieft. Direkte Fragen können die Schüler bei der Veranstaltungsreihe „Schüler trifft …“ stellen. Azubis, Politiker, Vertreter aus Wirtschaft oder Kultur stehen den Schülern dann Rede und Antwort.

Im Alltag merkt Jessica Posenau auch, dass einige Klischees in den Köpfen erst einmal ausgeräumt werden müssen: „Ganz oft erleben wir, dass Schüler Abitur und Studium anstreben, obwohl noch nicht klar ist, was genau sie eigentlich studieren wollen. Vielen ist nicht bewusst, dass es beispielsweise im Handwerk viele attraktive Berufe gibt – und man als Meister mit Angestellten wie jeder andere Unternehmer kreativ, modern und wirtschaftlich arbeiten kann. Und verdienen, wohlgemerkt.“
Doch nicht nur Handwerksbetriebe, die seit einiger Zeit mit Nachwuchssorgen kämpfen, beraten Jessica Posenau und Marcel Knape. Auch in den Gesundheitsberufen tut sich derzeit viel. Obwohl Pflegeeinrichtungen „am Ende der Fahnenstange“ kämpfen müssten, wird ihnen deutlich, dass sie in Öffentlichkeitsarbeit investieren müssen, um gute Nachwuchskräfte zu finden. Sie und ihr Kollege arbeiten eng mit den Städten und Bildungsbüros zusammen, und können durch ihre Vernetzung in der Region dafür sorgen, dass die richtigen Gesprächspartner zueinander finden. „In unserem Beruf geht es nicht nur darum, dass sich die Schüler nach Interesse und Begabung für verschiedene Berufsfelder entscheiden. Wir beraten Eltern und Lehrer, Unternehmen, Institutionen und Kammern. Denn uns überzeugt, dass man nur dann erfolgreich ist in dem was man tut, wenn man Spaß daran hat und sich für das richtige entschieden hat. Und das geht am besten, wenn man gut informiert ist.“

Ins Triple Z kam das zweiköpfige Team, weil durch den Wachstum der Essener vocatium-Messe ein eigenes Büro in der Stadt eröffnet werden sollte. „Das Triple Z verbindet dafür verschiedene Eigenschaften, die perfekt gepasst haben: Es ist in der Nähe zum Messestandort und liegt gut neben den anderen Städten, die wir betreuen. Zudem steht es für den Strukturwandel und die Region.“